Feste feiern, wie sie fallen

Zitat eines partyfreudigen Kollegen: „Die einzigen, die noch richtig schön feiern können, sind die Bayern.“

Das liegt daran, dass die Bayern katholisch sind. Okay, die Blogbetreiberin übertreibt mal wieder maßlos. Den wahren Glauben spricht sie den Nichtkatholiken ab, den gesunden Menschenverstand und nun sogar die Feierlaune?

Nun ja. Sicher gibt es auch völlig feierunfähige Katholiken und lebensfrohe Nichtkatholiken. Aber grundsätzlich kann man sagen: Nur die Menschen feiern, die etwas zu feiern haben. Man kann aus Verzweiflung die Extase suchen, weil man des Sinnes entbehrt oder Angst vor dem Tod hat und diese mit „Leben“ übertünchen will. Der Christ aber ist erlöst, und deshalb kann er feiern. Wer den alten Kalender anschaut, der weiß gar nicht mehr wohin, vor Festen. Drittklassfeste, Zweitklassfeste, Feste erster Klasse. Die eigentliche Festzeit, d.h. die österliche Zeit, die von Ostern bis Himmelfahrt 40 Tage Dauerparty verspricht, gefolgt vom Pfingstfest, bei dessen Oktave man das Fest acht Tage hindurch feiert (ja, da braucht man schon Durchhaltevermögen, um so lange fröhlich zu sein!). Jahrhundertelang bedeutete das: Einen großen Teil des Jahres verbrachte der Christ zumindest liturgisch mit Feiern, unzählige Bräuche brachten die Feste auch in den Alltag und natürlich hatte man an vielen Tagen des Jahres frei, weil keine knechtische Arbeit verrichtet werden durfte. Bis heute sind die katholischen Regionen ein Dorn im Fleisch protestantischer Arbeitswut und halten, Produktivität hin oder her, Feiertage wie Epiphanie, Fronleichnam und Mariä Himmelfahrt arbeitsfrei. Recht so!

Leider setzt sich aber bei vielen Katholiken das Missverständnis durch, man könne nur feiern, wenn man arbeitsfrei habe. Und hat etwa das Johannisfest die Frechheit, auf einen Montag zu fallen, meinen da die Herren Priester, es sei angemessen, angesichts des Geburtsfestes des Täufers, immerhin Vorläufer des Herrn, eine Messe zu feiern? Bloß nicht! Wie auch! Der Montag ist doch liturgiefreier Tag und zudem Arbeitstag. Wieso sollte man da eine Messe anbieten?

Dieses Desinteresse zieht dann auch in den Alltag ein: Wieso sollte man solch einen Tag feiern? Und wie? Dabei sind es auch die vielen Heiligenfeste, die dem christlichen Leben Glanz, Struktur und Fülle verleihen: Ein jeder hat doch seinen Namenspatron, den der Stadt, den des Landes, den seines Standes und Berufes. Wir feiern, wie vom kleinen Kind bis zum Greis, von der Sklavin bis zur Königin jeder berufen ist zur Freude in Gott.

Gerade die Zeit nach Pfingsten bietet viele alte, ehemals beliebte Feste, auch nach dem wunderschönen, sonnigen, sommerlichen Johannistag und auch abgesehen von Mariä Himmelfahrt: Da werden wir Peter und Paul feiern (29. Juni), das Herz Jesu, die Heimsuchung Mariä (02. Juli), die Heiligen Margareta (20. Juli), Maria Magdalena (22. Juli), Jakobus (25. Juli), Anna (26. Juli) , Laurentius (10. August) und viele andere. Es lohnt sich, diese Tage bewusst zu begehen, und ihre Schätze in Empfang zu nehmen: Mit der heiligen Messe, aber auch mit Muße für gute Gespräche, Zeit für einen Kaffee mit Margerethenkuchen und Madeleine-Gebäck, mit einer Grillparty am 10. August, mit dem Tragen des Sonntagskleides, mit der Lieblingszigarre, einem frischen Blumenstrauß oder wie auch immer. Es braucht manchmal vielleicht etwas „Umgewöhnung“, um dem Grau des postmodernen Alltags Strukturen zurückzugeben. Das liegt auch daran, dass wir gewöhnt sind, Zeit nicht mehr als geprägt wahrzunehmen, sondern sie beliebig zu behandeln. Unsere Zeit bekommt aber einen Mehrwert, wenn wir das Kirchenjahr ernst nehmen.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie häufig auch bei praktizierenden Katholiken ein Fest lediglich als Randnotiz vorkommt („Ach ja, heute ist ja Sankt xy…“) ohne als festlicher Anlass begangen zu werden. Dabei kann ich mich nur wiederholen: Die Kirche bietet uns mit diesen Tagen einen Schatz, den wir nicht einmal heben müssen – nur mit vollen Händen in die Schatulle langen, das nimmt uns keiner ab.

Also: Feste feiert man, wie sie fallen. Auch montags.