Die Heilige Franziska von Rom – Patronin der Autofahrer

Morgen, am 9. März, ist der Gedenktag einer weithin unbeachteten Heiligen, der ich unglaublich viel verdanke. Die heilige Franziska von Rom ist Patronin der Autofahrer, aber das weiß kein Mensch. Ich bin auch schön blöd, es hier zu verbreiten. Ich bin mir sicher, dass sie mir deshalb so ausgiebig hilft, weil sie kaum angerufen wird und deshalb viel Zeit hat. Wie auch z.B. der heilige Abrunculus. Aber ich weiche ab.

Die schnöden Fakten zu ihrem Leben kann man hier nachlesen. Sogar katholisch.de hat einen Artikel über sie, der leidlich positiv aber natürlich auch schon wieder kampfemanzig ist. Es sei so angemessen, dass ihr Gedenktag nach dem Gebetstag der Frauen sei, weil einige Männer etwas gegen ihr selbstbestimmt selbstloses Engagement gehabt hätten. Örks. Also, erstmal war ihr Gedenktag vor dem Weltgebetstag der Frauen da, weshalb, wenn überhaupt, angemessen ist, dass der Gebetstag der Frauen im Umfeld ihres Gedenkens angesiedelt wurde. Ich bin mir allerdings sicher, dass keiner der Initiatoren diese tolle Frau auf dem Schirm hatte. Sie hatte nämlich weder, wie der Gebetstag regelmäßig, kulturchauvinistisch-postkolonialistische Züge, die irgendwie etwas von „wir weißen Frauen wollen auch mal auf zwei und vier klatschen, bunte Klamotten tragen und trommeln“ haben (ich bin gemein. Ich weiß, es gibt Frauen, die sich da sehr ehrlich und mit Herzblut engagieren, also bitte nicht persönlich nehmen!), noch hat sie irgendein geweihtes Amt angestrebt, noch hat sie der Kirchenhierarchie irgendwie distanziert gegenübergestanden. Sie hat nicht mal, wie zahlreiche heilige Frauen und Mädchen, ihre Jungfrauschaft verteidigt, sondern sich als junges Mädchen verheiraten lassen und ihrem Vater gehorcht, obwohl sie Ordensfrau hatte werden wollen. Uäh. Wie gesagt- ich bezweifle, dass Gebetstags-Menschen das irgendwie anziehend und passend finden. Sie hat einfach das getan, was gar nicht so wenige fromme Christen tun: Ihre tägliche Pflicht getan, Armen und Kranken geholfen. Aufgrund ihres Reichtums konnte sie das besonders effektiv und umfänglich (sie ist also noch nicht mal befreiungstheologisch oder sozialistisch verwertbar. Tststs. Misfit.).

Zweitens sind wir Gott sei Dank katholisch. Wir betrachten Mann und Frau als einander ergänzend und zueinander gehörig, als Team, nicht als Gegner. Wer indirekt sagt, der Weltgebetstag der Frauen habe was damit zu tun, es den Männern zu zeigen, der denkt auch beim Fußballgucken, Gott sei mit der eigenen *Schaft mehr als mit der gegnerischen.

Eigentlich sollte das hier aber wirklich kein Rant gegen katholisch.de werden, es ist ihnen hoch anzurechnen, dass sie meinen, die heilige Franziska verdiene mehr Beachtung, und sie haben damit völlig Recht, und zwar tatsächlich auch aus konstruktiv-feministischen Gründen. In Sachen heilige Franziska war die Kirche nämlich ihrer Zeit (wie so oft) voraus: Sie wurde bereits 1925 von Papst Pius XI zur Patronin der Autofahrer erklärt. Jawohl. Also, kurz nachdem das Automobil überhaupt breiter in Erscheinung trat, wurde eine heilige Frau mit diesem Ressort betraut. Die Idee, Frauen könnten nicht Autofahren, kommt also definitiv nicht aus dem katholischen Milieu. Nun, nichts gegen den heiligen Christophorus, aber ich finde, eine historische Persönlichkeit wie Francesca Romana schlägt einen mehr metaphorischen Heiligen. Deshalb möchte ich sie als Fürsprecherin empfehlen: Abgesehen von den vielen Gelegenheiten, bei denen sie Unfälle verhütet, ist sie z.B. auch die sicherste Helferin, wenn man mega dringend einen Parkplatz braucht, etwa, wenn man unglaublich müde nachts um zwei ankommt und wirklich nicht mehr weit laufen möchte. Letztens hat sie mein Auto vor einer Dachlawine bewahrt, die dann die Frontscheibe des Autos meiner Nachbarn zertrümmert hat. Das mag manchem jetzt nicht soooo heilig vorkommen, aber meine Nachbarn haben zwei Autos, ich nur eines, und ich brauchte meines akut und dringend und hatte es gerade geschafft, ein bisschen zu sparen. Beim darauffolgenden Roadtrip hat sie mich auf so wunderbare Weise behütet, ich sage einfach nur: Grazie, grazie, carissima Francesca, grazie!

Wenn ich in Rom bin, führt mein Weg jedenfalls, wenn es die Zeit irgendwie erlaubt, unvermeidlich zur schönen, etwas abseits direkt an einem Ausgang des Forum Romanum gelegenen Basilika der heiligen Francesca, wo ihre Gebeine liegen. Wobei wir dann doch wieder beim Thema Frauen und Mobilität sind, nämlich in Sachen Orientierung: JEDES Mal, wenn ich zu ihr will, nähere ich mich dem Forum von der falschen Seite, so dass ich (im Normalfall in brütender Hitze und unter Stress) einmal komplett herumlaufen muss, um zu ihr zu gelangen.

Dies ist ein Artikel aus der Reihe „Alltagsfeminismus a la cattolica“. Sancta Francesca Romana, ora pro nobis!