Zwischengeschlechtliche Paranoia, was Mozart davon hält und einige tagesaktuelle Nebenüberlegungen

„Mann und Weib und Weib und Mann reichen an die Gottheit an“, singen Pamina und Papageno in der Zauberflöte. Obwohl diese ja eine „Freimaurer“-Oper sein soll, setzen sich Pamina, Tamino, Papagena und Papageno ganz unfreimaurerisch (aber dafür ganz katholisch) durch gegen den irgendwie blasiert-misogynen Sarastro. Dieser sieht nämlich in der Verbindung zwischen Mann und Frau eine Notwendigkeit, die aus der Minderwertigkeit der Frau herrührt: „Ohne ihn (den Mann) pflegt jedes Weib aus seinem Wirkungskreis zu schreiten“. Die Lachsalven, die dieser pathetisch vorgetragene Satz früher ausgelöst haben muss, kann man sich vorstellen; man kann sich Grinsen und künstliche Empörung auch heute nur schwer verkneifen. Sarastro muss sich aber am Ende der Realität beugen: Das erste Paar der Oper meistert die Bewährungsproben gemeinsam, als Team, das einander ergänzt. Und beim zweiten Paar ist es der Mann, der ohne Frau nicht leben will und nur durch ihr Erscheinen vom Selbstmord abgehalten wird, nur mit ihr Erfüllung findet.

Seit einiger Zeit hören wir aber statt vom zwischengeschlechtlichen „Teamwork“ immer wieder vom angry white man oder vom „old angry white man“: Feindbild Nr.1 sind also nicht etwa Islamisten, die Frauen wie Vieh behandeln, Nazis, die Fremde ermorden oder Linksextremisten, die Polizisten anzünden, nein das Feindbild ist der (alte) weiße Mann. Mich macht diese Haltung aggressiv. Erstens waren meine besten Freunde immer Männer. Ich habe mit Männern Nächte durchgesoffen – äh – durchphilosophiert, durchgetanzt und durchwacht. Meine „besten“ Freundinnen haben mich fürchterlich geschminkt und versucht, meine Haare zu färben (nicht zu empfehlen), mir bauchfreie Tops anzudrehen, mich dünner, schöner und hipper zu machen. Das hat Spaß gemacht. Aber das Gegiggel war anstrengend, und Jungs haben mich einfach so gelassen, wie ich war. Zweitens gehören tote alte weiße Männer zu meinen best buddies überhaupt: Homer, Heine, Händel (ups, die fangen alle mit „h“ an – Nazicode einer patriarchalen Halbarierin? Was machen wir nur mit „Heinrich Mann“???), Rilke, Schinkel, Zweig, Rembrandt, Tolstoj, Eichendorff, Schumann, um nur wahllos einige aufzuzählen, alles unerhört weiße Männer, und das ist ja wohl, wenngleich auch manche von ihnen nicht besonders alt geworden sind, unentschuldbar… Europa wurde von Männern und Frauen aufgebaut – gemeinsam! Das kindische Aufrechnen von Aufbauleistung sollte unter dem Niveau jeder Frau sein, nein, es sollte im Denkhorizont nicht auftauchen.

Ich habe das man-shaming satt. Hier soll in unsere Gesellschaft ein Keil getrieben werden: In eine Gesellschaft, in der Mann und Frau gleichberechtigt sind; die es unter Kämpfen und Auseinandersetzungen mehr oder minder geschafft hat, das Ideal, das die Bibel (und Mozart) für die Beziehung zwischen Mann und Frau wünscht, zum Leitbild zu machen – wenn man natürlich auch immer wieder dahinter zurückfällt. Plötzlich sind wir wieder Feinde. Wieso? Wir sind keine Feinde. Die Feindschaft zwischen Mann und Frau, die ja zweifellos existiert, ist aus christlicher Sicht Kennzeichen der Erbsünde und der gefallenen Schöpfung, nicht Teil des Schöpfungsplanes Gottes. Damit sind auch die Verirrungen des 19. Jahrhunderts, die die Frau als Verhängnis des Mannes darstellen, abzulehnen. Als neue Schöpfung aber sind wir – natürlich und übernatürlicherweise – Freunde: Papageno befreit Pamina, Pamina tröstet Papageno. Sie sind kein Liebespaar, der eingangs zitierte Satz entstammt also nicht ihrem „Liebesduett“, sondern ihrem Duett „über die Liebe“, das zwei Fremde anstimmen, die einander unter widrigen Umständen zum ersten Mal begegnen: Wenn ein Mann eine Frau trifft, braucht sie also nicht zu fürchten, sein Opfer zu werden. Dieses Vertrauen, die Gewissheit, zueinander zu gehören und einander zu ergänzen, ist eine Basis für unsere Gesellschaft. Wer dagegen eine Feindschaft konstruieren will, der möchte das friedliche Zusammenleben attackieren, um der eigenen Profilierungssucht und Streitsucht willen: Denn wenn der Mann der Feind ist, gibt es keinen Grund für die Frau, sich auf ihn hingeordnet oder zu ihm hingezogen zu fühlen. Dieses Gefühl muss dann wohl sozial oktroyiert sein, und die Emanzipation von diesem angeblich aufgezwungenen Gefühl, das sich aber doch nicht gänzlich abtöten lässt, nennt man dann ambitioniert „Freiheit“. Das funktioniert natürlich nicht, und zurück bleiben frustrierte Frauen und Männer, die einander nicht gehören dürfen, weil sie sich Hingabe verbieten.

Leider rennen viele Menschen in der katholischen Kirche diesem Trend der Mehrheitsgesellschaft hinterher – wenn Frau Jarasch, Grünenpolitikerin und Katholikin, als Hauptproblem in der „Diakoninnenfrage“ das Machtstreben der Männer ausmacht, und sagt, diese würden ihre Macht nicht teilen wollen, dann wissen wir, wohin der Hase läuft. Wir sollten dagegen aufstehen, wenn eine solche Haltung in den Eliten kultiviert wird, aber in der Kirche hat sie wirklich absolut gar nichts verloren – als Christen sollten wir das vertrauensvolle, respektvolle Miteinander auf allen Ebenen üben und vorleben – als Freunde, Geschwister, Ehepartner. Wir begegnen einander mit Liebe und Respekt, nicht mit Misstrauen und Missgunst. Natürlich ist dieser Idealzustand durch unsere Schwäche ständig bedroht. Aber man kann ja an sich arbeiten – die Erkenntnis, dass wir ein Ziel nicht erreichen, muss nicht der Erkenntnis widersprechen, dass es ein erstrebenswertes Ziel ist.

Am Rande sei ein wichtiger Punkt nicht vergessen, der angesichts der Zauberflöte und ihrer erstaunlich realistischen Einschätzung menschlicher Befindlichkeiten erwähnt werden sollte: Die Verfechter eines Machtkampfes zwischen den Geschlechtern verkennen nämlich die eigentliche akute Bedrohung. Der Mohr Monostatos, tatsächlich kein „weißer“ Mann, wie man lakonisch feststellen könnte (DISCLAIMER: Ich bin Mensch mit Migrationshintergrund. Ich darf das.), repräsentiert in der Zauberflöte eine kulturelle Haltung, die die übernatürliche Qualität von Liebe nicht erkennen kann. Er sehnt sich zwar nach Liebe, sieht aber die einzige Möglichkeit, sie zu erlangen, darin, die Begehrte zu vergewaltigen. Liebe wird hier als rein fleischliche Lust missverstanden und damit zur Machtfrage. Das ist auch für Monostatos schmerzhaft: Denn eine solche Haltung schadet Mann und Frau gleichermaßen; auch der Mann leidet an seiner Seele, wenn er gegen das eigene Liebesbedürfnis lebt. Fühlt man sich an real existierende Religionen erinnert? Das muss reiner Zufall sein. „Wenn ein Mann eine Frau trifft, braucht sie also nicht zu fürchten, sein Opfer zu werden.“, hatte ich oben geschrieben. Gilt dieser Satz für uns, im Deutschland des Jahres 2017? Können wir davon ausgehen, dass das die Regel und alles andere eine entsetzliche, schändliche, kriminelle Ausnahme ist? Wie lange dürfen wir noch davon ausgehen? Ich habe meinen Plan, im Sommer alleine im Rheintal wandern zu gehen, in der Kiste mit der Aufschrift „Reisen, die ich gerne machen würde, angesichts der Lage aber ad acta legen muss“ verstaut. Dort verrottet das Vorhaben neben Reisezielen wie „Teheran“, „Alexandria“ oder  „Aleppo“. Monostatos ist in unsere Lebensrealität eingedrungen, und er hat vor zu bleiben. Angesichts der menschenverachtenden Haltung, mit der wir durch den Islam mehr und mehr direkt konfrontiert werden, müssten Männer und Frauen gerade jetzt zusammenarbeiten wie nie zuvor um die Gesellschaft, die unsere Vorfahren mühsam und von Rückschlägen getroffen aufgebaut haben, zu retten. Wir haben keine Zeit, uns mit rückwärtsgewandter Paranoia dekadenter „FeministInnen“ herumzuschlagen, die den Mund nie aufmachen, wenn es Frauen und Mädchen wirklich trifft.