Viel Lärm um alles #2 – Endlich Klartext

„Die Deutsche Bischofskonferenz betont, dass die Ehe – nicht nur aus christlicher Überzeugung – die Lebens- und Liebesgemeinschaft von Frau und Mann als prinzipiell lebenslange Verbindung mit der grundsätzlichen Offenheit für die Weitergabe von Leben ist.“

 

Holla die Waldfee! Benedettinische Klarheit ist eingezogen im deutschen Episkopat! Unsere Hirten sind traurig, entsetzt, befremdet. Sie sagen etwas, was nicht nur unmissverständlich ist, sondern auch noch lehramtstreu! In der Tragödie vorletztem Akt, in dem die deutschen Bundestagsabgeordneten Vernunft, Gerechtigkeit, gesellschaftliches Verantwortungsgefühl, Weisheit und Wissenschaft des Landes verwiesen haben, kann die Kirche endlich Klartext reden.

Das Techtelmechtel mit dem Staat, seiner Macht und seinen Pfründen geht dem Ende zu, wenn die öffentliche Meinung selbst Kardinal Marx nur noch peripher tangiert. Natürlich dürfen wir uns darüber nicht freuen, denn es geht hier ja nicht um uns. Der Christ kann sein Christsein in jeder Situation bezeugen, wenn er will. Aber eine christliche Gesellschaft ist für das Gemeinwohl und für das Individuum eben besser als eine nichtchristliche. Es wird viel Leid geben: Die Leihmütter, die es über kurz oder lang geben wird, die Kinder, denen „Mutter“ oder „Vater“ nur noch als Fürsorgefunktion zur Verfügung gestellt werden, denen Bindung an leibliche Eltern nicht mehr zugesprochen wird. Die Menschen in der Gesellschaft, die unter noch weiter um sich greifender Instabilität psychisch leiden. Und natürlich die Paare, die nicht glücklicher sein werden, wenn sie gegen die Natur leben, nur, weil sie jetzt vom Staat die Illsuion geschenkt bekommen, bei ihnen wäre alles genauso (oder besser) als bei Mann und Frau. Wenn sich erweisen wird, dass das Lebensglück Homosexueller nicht größer wird, nur, weil der Staat sie fördert, dann werden sie eben andere Schuldige suchen. Das alles ist von Übel und daher sollte man weiterhin tun, was man kann, um es zu verhindern, ganz egal mit welchem Label einen diejenigen versehen, die die Folgen ihrer individuellen Begehrlichkeiten nicht absehen können oder wollen.

Aber aus katholischer Perspektive müssen wir auch sehen, dass aus der Klarheit, mit der Deutschland sich nun anschickt, den letzten Rest nicht nur christlicher, sondern ganz einfach vernunftgemäßer, allgemein einsichtiger Grundlegung wegzuwerfen, für uns auch eine neue Kraft erwachsen kann. Die liberaleren und die auf Ausgleich bedachten Kräfte in der Kirche haben nun eine klare Linie, nicht vorgegeben von einer Hierarchie, sondern vom Gewissen, das die Unrechtmäßigkeit einer „Ehe für Alle“ nicht tolerieren kann. Wir müssen uns nun neu justieren gegenüber dem Staat, und das könnte eine heilsame Wirkung haben: Wenn er jede Legitimation verloren hat in Sachen Ehe und Familie, dann brauchen wir z.B. auch nicht auf Biegen und Brechen Wiederheirat etwas Positives abgewinnen wollen. Staatliche und kirchliche Ordnung lassen sich nun nicht mehr so leicht verwechseln – mit allen negativen Folgen: Hat der Staat vorher auch anderen religiösen Überzeugungen eine gewisse „Verchristlichung“ ihrer familiären Verhältnisse aufgezwungen, fällt dieser Zwang nun, und man wird sich damit auseinandersetzen müssen, ob er Polygamie etc. auch akzeptieren muss. Nach einer etwaigen Grundgesetzänderung womöglich richterlich verordnet.

Wir aber wissen jetzt, dass es dem Staat nicht um Barmherzigkeit oder Menschenfreundlichkeit geht, sondern um einen völlig widersinnigen Tanz um den vergoldeten Götzen Zeitgeist. „Freiheitliche Grundordnung“, „Demokratie“, „Werte“ und andere schöne Floskeln, die unser Gewissen an den Kaiser binden wollen, brauchen uns nicht mehr zu verunsichern. Christen haben nicht das Recht, von sich aus eine bequeme Parallelwelt zu suchen. Aber wenn man uns hineindrängt, dann können wir als „kreative Minderheit“ auch diese Situation annehmen und fruchtbar machen.

Heiliger John Fisher, bitte für unsere Hirten. Heiliger Thomas Morus, bitte für uns.