Eucharistischer Ausnahmezustand und ein Versuch des konstruktiven Umgangs damit- Corona #3

Ich bin ja der Ansicht, dass man mit etwas Kreativität und Mut durchaus weiterhin Gläubigen zugängliche Eucharistiefeiern zelebrieren könnte, obgleich andere das bereits als Gipfel asozialer Indifferenz beklagen. Ganz egal aber, ob dies in verantwortbarer Weise geschehen kann oder nicht, Fakt ist, dass es derzeit nicht passiert.

Mir ist in diesem Rahmen oftmals eine Position seitens der Gläubigen aufgefallen, ich bin selbst auch nicht frei davon, die irgendwo davon ausgeht, wir hätten einen Anspruch auf die heilige Eucharistie. Das ist einigermaßen interessant, da normalerweise die, die so auftreten, an anderer Stelle gerne darauf hinweisen, dass wir keinen Anspruch darauf haben, sondern dass uns dies geschenkt wird. Nun ist meiner Ansicht nach in einem jeweils spezifischen Sinne beides richtig. Als Menschen haben wir keinen Anspruch auf dieses Geschenk, als Teile des Leibes Christi, als lebendige Steine der Kirche, die ihre Gebote erfüllen, sehr wohl.

In der Eigenschaft als Teil der Kirche haben wir aber auch Anteil am Leid anderer Glieder der Kirche. Und gerade jetzt ist es für mich eine große geistliche Hilfe, mir bewusst zu machen, dass die Entbehrung, die ich gerade erfahre, in anderen Teilen der Welt Normalzustand ist. Gerade haben wir die Amazonas-Synode hinter uns – wie viele Menschen erfahren über Jahre nicht den Trost einer heiligen Messe? Wir dürfen uns jetzt mit ihrem Kreuz vereinen und so vielleicht auch zu mehr Wertschätzung für ihre Glaubensleistung kommen.

Vielleicht erfahren wir auch, wie elendig schwach wir sind, sobald wir des Altarsakraments beraubt sind. So kann uns diese Erfahrung auch barmherziger machen gegenüber anderen, weil uns unsere eigene Schwäche so klar vor Augen tritt. Bei uns etwa ist jetzt der Vorraum der Kirche geöffnet, sodass man anbeten kann. War ich heute dort und hätte wenigstens für ein Viertelstündchen inbrünstig gebetet und beim Herrn verweilt? Nö. Aber Ansprüche stellen, dass er zu mir kommt, kann ich?! Und ich kann doch jetzt bereits ahnen, wie schnell der Eindruck des Mangels verblassen wird, wenn wieder Messen gefeiert werden, und wie oft ich dann wieder unandächtig und lau in der Bank hängen werde! Umso wichtiger, diese Zeit nun bewusst anzunehmen. Dieses Kreuz ist eines, das wir uns nicht selbst ausgesucht haben. Damit kommen wir oftmals Christus näher, als mit den von uns selbst kreierten und bereitwillig bejahten.

Ich denke, dass bei allem Ärger über Versäumnisse, mangelnde Kreativität und fehlenden Mut bei unseren Kirchenoberen dennoch der Fokus auf unserem eigenen Tun liegen sollte. Wir können die Situation nicht ändern und andere Menschen noch weniger. Aber wir können durch unsere Haltung dienend und heiligend ein Werkzeug Christi sein! Das bedeutet natürlich nicht, dass man nicht z.B. weiterhin auf ein vernünftiges Maß der Sicherheitsvorkehrungen drängen dürfte! Es bedeutet nur, dass wir auch dann, wenn nicht nach unserer Einschätzung der Lage gehandelt wird, dieses Opfer in größtmöglicher Gleichmut und Gelassenheit dem Herrn darbringen. Und ja, auch in zärtlicher Zuwendung zu Christus und dem Nächsten, dem hier, dem in Nordkorea, in China, am Amazonas und überall, wo Menschen nicht frei anbeten dürfen. Es ist das Lamm Gottes, dessen Wille in perfektem Einklang mit dem Willen des Vaters ist. Wir wollen Christus gleichgestaltet werden, und jetzt ist eine Bewährungsprobe, die uns läutern kann.