Wieso Kardinal Marx und Bedford-Strohm den Augsburger Friedenspreis erhalten.
Es war eine dunkle und stürmische Nacht. Nur seine intimsten Vertrauten wussten von seinem Vorhaben – die kleinste Indiskretion, und der heroische Versuch, beinahe 500Jahre des Gemetzels, der Barbarei, der Grausamkeit, des Verrats an Christus endlich zu beenden, wäre gescheitert, noch bevor er begonnen hatte. Behende und lautlos schlich Kardinal Marx in seinen Mokassins durch die Gassen, glitt mühelos durch das enge Törchen und betrat die Kirche. Am Altar ein Mann in einem langen schwarzen Umhang und tief ins Gesicht gezogener Kapuze – hatte ihn die furchterregende Inquisition doch ereilt, hatten sie Wilmer durch Folter ein Geständnis entlocken können, oder womöglich Bode? Die Kapuze wurde zurückgeschlagen, ein fahles Licht beleuchtete ein graues Haupt und ein Beffchen. Dem Himmel sei Dank, es war Bedford – Strohm. Ein erschöpftes, doch erlöstes Lächeln schlich sich über die Lippen des Kardinals. Er zog die Friedenserklärung aus der Souta- äh Anzugjacke. Es war vollbracht. Der Waffenstillstand zwischen katholischer Liga und Protestanten war unterzeichnet. Endlich, 2017, 500 Jahre nachdem Galileo Luther für die Überzeugung „sola rotatione“, also dass der Mensch nur gerettet werden könne, indem er sich unablässig um sich selbst kreise, den grausamen Martertod in den geheimen Katakomben der Spanischen Inquisition gefunden hatte, endlich, 2017, wo noch vor ein paar Wochen Schweizergardisten unter der calvinistischen Bevölkerung Castrop-Rauxels ein entsetzliches Massaker angerichtet hatten, wo man neulich in Minden den jungen Josef Damian Mayr kurzerhand ertränkt hatte, weil man vermeinte, mit diesem Namen könne es sich nur um einen verdammten Papisten handeln: Jetzt, 2017, würde Friede einkehren im vom Religionskrieg zerfetzten Deutschland. Vielleicht – und die Fantasie ging durch mit dem frommen Mann – würde es in hundert Jahren konfessionsverschiedene Ehen geben? Vielleicht würden Menschen unterschiedlicher Konfession in einem Landstrich leben? Vielleicht könnte in einem Dorf sowohl eine katholische als auch eine evangelische Kirche stehen? Vielleicht, ja, vielleicht, denn Wunder gibt es immer wieder, würden im Jahr 2117 Protestanten und Katholiken sich miteinander unterhalten, von Vorgarten zu Vorgarten, über den Zaun, unter dem Schatten der mächtigen Kastanie, um deren Laub man sich nicht mehr zankte, sondern das man gemeinsam verbrannte, während die Kinder gemeinsam darum herumtanzten, ja, um ein Feuer, auf dem kein Häretiker verbrannt wurde? Es schien heute, 2017, noch undenkbar. Doch sie hatten ihren Teil getan, Bedford-Strohm und Marx. Sie hatten das Blutvergießen, das sich um das Jahr 2001 schlagartig intensiviert hatte, gestoppt. Sie hatten dem Frieden einen unermesslichen Dienst erwiesen. Auch Bedford – Strohm zog nun seinerseits triumphierend ein Papier aus dem Talar, „Was ist das?“, fragte Marx. „Die Speisekarte der örtlichen Gastwirtschaft. Es gibt Schweinsbraten.“. Demütig senkte Marx sein Haupt. „Lieber Bruder, es ist Freitag in der Fastenzeit. Ich will mich zum Dank für den gelungenen Friedensschluss in Askese üben. Aber eine Haxe, das geht.“ Arm in Arm verließen sie die Kapelle. Frieden. Endlich.
Auszug aus der Erstübertragung des biographischen Romans von Kardinal Müller „Zwischen Konfessionskrieg und Konferenz. Ein Leben für den Frieden in Deutschland 2014-2020“. Kardinal Müller verarbeitet geheime Tagebucheintragungen der Helden des Konfessionsfriedens von 2017. Aus dem Lateinischen übersetzt von mir. Alle Namen aus Sicherheitsgründen geändert. Die Filmrechte für dieses Werk gingen bereits kurz nach der Veröffentlichung an die Augsburger Puppenkiste. Man überlegte, den Hauptprotagonisten aus Gründen der Diversität als Schwarzen darzustellen, dies wurde allerdings durch die Kardinäle Sarah, Arinze und Nzapalainga verhindert, die Augsburg besuchten, in einem Hotel abstiegen, das ihnen zu Ehren kürzlich in „Drei Maximilianpigmentierte“ umbenannt wurde, und mit der ganzen Beredtheit ihrer inquisitorischen Fähigkeiten Roms Interessen in dieser Sache durchzusetzen vermochten. Es bleibt noch viel zu tun, bis den geheimen Machenschaften des Vatikan ein für allemal ein Ende gesetzt werden kann!