Lieber Priester, ich danke dir!

Das geht raus an alle gewissenhaften Priester! (So muss dieser Beitrag beginnen, weil ich Generation Fettes Brot bin. Meine musikalische Sozialisation bestand zu einem großen Teil aus deutschem Hip Hop, daher, #sorrynotsorry).

Im Ernst: Manchmal muss man einfach „danke“ sagen, und als ich letztens so in der Messe saß und dieser Priester dastand, so gewissenhaft, so glaubenstreu, wurde ich plötzlich von unbändiger Dankbarkeit ergriffen. Ich weiß nicht, ob den Priestern, die Woche für Woche am Altar stehen, klar ist, welchen Trost sie uns Gläubigen spenden, wenn sie einfach nur die Messe nach dem Messbuch feiern. Wenn die Gebete im Namen Christi gebetet werden, der „herrscht“ nicht, „lebt und uns liebt“. Wenn man sich in der Predigt nicht an den Rosenkranz klammern muss, weil man fürchtet, dass alle zwei Sätze eine Häresie geäußert wird. Wenn man nicht beim Hochgebet fragwürdige Eigenkreationen präsentiert bekommt, sondern in der Einheit mit der ganzen Kirche beten darf. Wenn man nicht beim Vaterunser beginnt zu bangen, ob der Embolismus auch gebetet werden wird.

Wenn man einfach gläubig Messe feiern darf, als Katholik unter Katholiken, verbunden in der heiligen Kirche. Warum hat mich dieses Erlebnis so gepackt? Weil es so selten vorkommt! Selbst Priester, denen man anmerkt, dass sie ihren Glauben und ihr Priestertum ernst nehmen, fühlen sich – warum auch immer – häufig genötigt, irgendetwas anders zu machen, irgendetwas besonders zu machen. Obwohl doch die Messe das größte, das außergewöhnlichste, das „besonderste“ Geschehen ist, das die Welt kennt. Ewigkeit in der Zeit. Was für ein besseres Geschenk können uns die Priester geben, als diese in unserem Dienst so zu feiern, wie es festgelegt ist, damit Gott durch die Messe und durch den Priester wirken kann? Wenn der Priester der Macht der Liturgie nicht vertraut, und seine eigenen Ideen einbringt, wie sollen wir der Liturgie, der Kirche, Gott vertrauen? Als ich da so saß und einer glaubensvollen, wunderschönen Predigt lauschte, wurde mir bewusst, dass meine Seele entspannt aufatmete und aufseufzte. Sie musste nicht wachsam bleiben, sie konnte sich einfach am und im Gottesdienst erfreuen, darin aufgehen.

Derselbe Priester war vor einiger Zeit in meiner Heimatgemeinde zu Gast, und nach der Messe bekam ich von vielen Gemeindegliedern die Rückmeldung, die Messe sei so schön gewesen, hätte ihnen irgendwie so viel gegeben. Sie führten das auf die schöne Atmosphäre zurück (man war in die größere, schönere evangelische Kirche ausgewichen, um mehr Menschen die Möglichkeit zu geben, mitzufeiern), auf die Musik, auf alles Mögliche, nur nicht auf das, was diese Messe tatsächlich so schön gemacht hatte: Dass da ein Priester stand, der nicht aus Angst vor Corona am liebsten die Messfeiern ganz aufgeben würde, der Angehörige aus der Risikogruppe in jeder zweiten Messe darauf hinwies, das sie besser jetzt nicht da sein sollten, der nicht aus jeder Messe eine Corona-Messe mit Coronapredigt machte, sondern einfach die Vergegenwärtigung des Kreuzesopfer feierte – und sonst nichts.

Ich schreibe das nicht, um Neid zu wecken. Ich denke vielmehr, dass gerade jetzt, wo so viele Katholiken der Messe entbehren, wo der Glaubensabfall mancher Priester offenbar wird, wichtig ist, dass sie wissen, dass es diese treuen Priester gibt, die uns dienen. Sie dienen auch den Katholiken, die nicht physisch anwesend sind. Es gibt sie, und ich hoffe, dass diese Zeilen auch diejenigen etwas trösten können, die wütend, verbittert oder verzagt sind, weil sie das Gefühl haben, die Kirche versage in der Coronakrise, tauche ab und sei nicht mehr bei den Menschen. Und ich möchte, dass die Priester, die das hier lesen, wissen, dass ihr Dienst geschätzt und dankbar angenommen wird, und dass es unglaublich wichtig für uns ist, dass sie sich nicht beirren lassen.

Jo.