Für das Leben werben!

Hunderttausende Menschen haben in Washington D.C. beim March for Life für das Recht auf Leben demonstriert und damit ein eindrucksvolles Zeichen gegen eine Kultur des Todes gesetzt.

Für Christen sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass das von Gott geschenkte Leben, der nach seinem Ebenbild geschaffene Mensch, über eine Würde verfügt, die es verbietet, ungeborenes Leben zu vernichten. Diese Wahrheit ist so grundlegend und so einfach, dass nur eine Minderheit dieser Tatsache grundsätzlich widersprechen würde. Dennoch können sich viele, die sich selbst als liberal, modern, emanzipiert etc. einordnen, nicht mit den Zielen der Lebensschutzbewegung identifizieren. Sie durchschauen die heuchlerische Selbstdarstellung jener, die gegen den Schutz des menschlichen Lebens sind, nicht.

Viele Menschen glauben immer noch den malthusianischen Horrorvisionen von Überbevölkerung. Diese uralten „Fakenews“ sind den Menschen so unterschwellig präsent, dass zum Teil selbst Gegner von Abtreibung im Nebensatz sagen, dass „natürlich“ die Überbevölkerung die Menschheit vernichten würde. Diese nie belegte, nie hinterfragte angebliche Tatsache bereitet den Boden dafür, dass Kinderreichtum als Grund für Armut und Elend angesehen wird. Dass Vermeidung von Kinderreichtum durch Abtreibung aber Vernichtung von Leben bedeutet, wird verdrängt. Verdrängung ist der zweite große Helfer der Abtreibungsbefürworter: Da sind allein die monströsen Zahlen – tatsächlich meiner Erfahrung nach ein Beleg für die Richtigkeit des Ausspruches Stalins, dass „der Tod eines Mannes eine Tragödie, aber der Tod von Millionen nur eine Statistik“ sei: Niemand will sich 100.000 abgetriebene Kinder pro Jahr vorstellen, und noch weniger, dass gerade einmal zwanzig (2015) Kinder wegen kriminologischer Indikation abgetrieben wurden, die ja gerne als die Legitimation schlechthin angeführt wird. Diese entsetzliche Zahl baut bereits eine Mauer des Verdrängens auf. Da ist auch die intuitive Erkenntnis, dass Abtreibung Leid bedeutet, da ist in vielen Fällen nicht bereute und nicht vergebene Schuld – kein Wunder, dass viele Menschen vor der grausamen Realität zurückschrecken und bereits bei Erwähnung des Wortes „Abtreibung“ aggressiv und ablehnend reagieren. Und schließlich sind da noch glatte Lügen: Pro-Life sei ein Mittel zur Unterdrückung der Frau; „Lebensschützern“ ginge es „nur“ um die Zellhaufen, was später aus Müttern und Kindern würde, sei ihnen egal (hier zeigen sich die ganze Unvernunft, der die Ablehnung des Rechts auf Leben entspringt: Selbst wenn dem so wäre, wäre es demnach besser, ein Kind zu aktiv zu töten?!).

Allerdings gibt es Hoffnung: Im Gespräch mit jenen, die sich nicht für das Recht auf Leben einsetzen, fällt auf, dass recht wenige Menschen tatsächlich „für“ Abtreibung sind. Die Menschen gehen dem selbstverständlichen Egoismus ihrer Zeit auf den Leim, haben Angst vor Einschränkung der totalen Freiheit, die ja ohnehin eine Illusion ist. Sie fürchten Leid und Armut, sie wissen nicht, wie man mit der Unberechenbarkeit des Lebens umgehen soll. Kaum einer jedoch behauptet tatsächlich, dass es sich bei einem Embryo nicht um einen Menschen handle o.ä. – eine Behauptung, die einfach nicht aufrecht zu erhalten ist : Oder zeigen glückliche werdende Eltern die Ultraschallbilder ihres Babys mit den Worten: „Schau mal, das wird mal unser Baby werden?“ Sicherlich nicht. Vielen Menschen ist also instinktiv durchaus klar, dass sie in der Frage der Abtreibung schlicht das Leben eines Menschen den Wünschen anderer Menschen unterordnen. Und weil das Gewissen diese Entscheidung natürlich geißelt, ist es so schwierig, die Menschen hier zu öffnen – schließlich stellt man sich nur ungern der eigenen Grausamkeit.

Grundsätzlich sind diese Leute schon für das Leben – aber durch geschickte mediale Präsentation wird ihnen vorgegaukelt, sie stünden auf der Seite der Gegner des Rechts auf Leben – denn die Leute, die für Kinderleben sind, sind ja gestrig, intolerant, brutal, unbarmherzig, ewiggestrig, frauenfeindlich und fanatisch religiös. Bände spricht hier die Selbstbezeichnung „pro-choice“. Sie ist eine absolute Mogelpackung, denn wer Abtreibung fordert, fördert eine Kultur, die eben keine Wahl lässt. Aber als Begriff klingt es natürlich attraktiv – wer will schon anti-choice sein?

Wie können wir die vielen, die nicht für Abtreibung sind, sondern gegen Vergewaltigung, gegen Leid, dagegen, dass etwas Ungewolltes passiert, für das Leben der ungeborenen Kinder gewinnen? Wie kann man der allgemeinen Desinformation begegnen? Man muss Jesu Rat befolgen: Schlangenklug und taubensanft sein.

Das ist frustrierend und schwer: Wir sehen den Schmerz, den Tod, wir verstehen nicht, wie man derart bigott sein kann, dass man zugleich Inklusion propagiert und Kinder mit Down-Syndrom massenhaft abtreibt. Wir sind voller legitimer Wut angesichts dieser bodenlosen, himmelschreienden Ungerechtigkeit, wir verachten den Egoismus, der dahintersteckt. Wir sehen zudem die komplexen Verbindungen zwischen der Abwendung des Menschen von Gott und der daraus resultierenden Lebensangst. Und dann muss man sich immer wieder denselben hirnrissigen Vorurteilen und Verleumdungen stellen. Aber es geht dennoch nicht darum, Wahrheit herauszuschreien und sich grimmig gut zu fühlen, weil man gesagt hat, „Abtreibung ist Mord“ oder „Sünde“, damit aber einer Frau keineswegs die Tür zu ihrem eigenen Herzen geöffnet, sondern sie verschlossen hat. Was gewinnt man dadurch, außer dem Gefühl moralischer Überlegenheit? Und wie viel Sympathie verlieren wir, die wir nicht mehr den Kindern und ihren Müttern zuwenden können? Zu diesem Vorgehen gehört auch, dass wir uns nicht auf die christliche Dimension versteifen: Sicher wird kein Christ in dieser Sache seinen Glauben verleugnen. Aber das Recht auf Leben ist eine Sache der Vernunft, des gesunden Menschenverstands, der Humanität, der Liebe. Wir stellen uns selbst ein Bein, wenn wir dem weit verbreiteten Vorurteil, Lebensschutz sei eine ausschließlich religiös begründbare und motivierte Angelegenheit, nicht widersprechen. Wenn jemand fragt, wieso man gegen Abtreibung ist, sollte man nicht die Bibel oder Gott erwähnen müssen – außer maximal unter „ferner liefen“.

Wenn wir uns nicht durch Eifer oder Verletztheit gefangennehmen lassen, können wir den Spieß umdrehen: Viele Menschen fragen nach Wahrhaftigkeit. Weisen wir sie klug auf die Widersprüche hin. Wir können ja fragen: Findest du es logisch, dass man behinderte Kinder integrieren will, und gleichzeitig verhindert, dass sie auf die Welt kommen? Wusstest du, dass neun von zehn Kindern mit Down-Syndrom nicht geboren werden? Fändest du es nicht besser, wenn man, statt Geld an Abtreibungen zu verdienen, Geld ausgeben würde, um Frauen zu helfen, ihr Kind bekommen zu können? Findest du es nicht seltsam, dass man armen Menschen helfen will, indem man ihre Kinder tötet? Wieso ist Abtreibung ein Fortschritt für die Frauenrechte, wenn in der Dritten Welt vor allem Mädchen planmäßig agetrieben werden? Weißt du, woher die Idee der Überbevölkerung kommt? Wieso ist es besser, nicht geboren zu werden, und wer darf für dich bestimmen, dass es für dich besser wäre? Kann eine Abtreibung eine Vergewaltigung ungeschehen machen? Hast du eigentlich schon einmal die offiziellen Statistiken von 2015 gegoogelt, und nachgeschaut, wie viele der abgetriebenen Kinder aus einer Vergewaltigung entstanden sind?

Die wenigsten Menschen sind gewissenlos. Unwissen und Angst sind die Triebfedern ihres Denkens und Handelns, nicht grundsätzlich böser Wille.

P.S.: Wer den Prototyp einer am Wohl der Menschen orientierten, fröhlichen und hoffnungsvoll stimmenden Organisation kennenlernen will, sollte sich natürlich über 1000plus informieren – das Material, das 1000plus herausgibt, entlarvt die pro-choice-Agenda ganz einfach durch die Aussagen der Mütter, die zeigen, dass es gesellschaftlicher und sozialer Druck, nicht freier Wille ist, der die überwältigende Mehrheit der Frauen zur Abtreibung drängt.