Feminismus? Aber klar doch!

„The red carpet doesn’t own my breasts just because they exist.“

Klingt gut. Sagt Mayim Bialik, wird dafür gefeiert und denkt, sie sei damit Feministin. Ihr Interview ist an sich ein wunderbares Zeugnis für eine Frau, die zu ihrem Frausein steht: Die Wissenschaftlerin ist, dennoch ihre Karriere für ihr Kind und ihre Mutterschaft eingeschränkt hat, etc. etc.

Sie sieht sich als „Feministin“. Obgleich ich ihr bezüglich ihrer Äußerungen über Frauen (sie äußert sich auch in einem Interview ganz wunderbar über die Sexualisierung der Frau und dass diese Reduzierung nicht in Ordnung ist) zustimme, bezeichne ich mich in Gesprächen dagegen gerne als „Antifeministin“. Was natürlich inhaltlich so nicht stimmt. Ich frage mich eher, was „Feminismus“ bedeuten soll. Viele Menschen, die sich zum Feminismus bekennen, tun dies im Rahmen eines Wertekonglomerats, das Dinge einschließt, die sich gegen das Wohl der Frau richten:

Z.B. gehört für viele völlig unhinterfragt dazu, für Abtreibung zu sein – obwohl Abtreibung erstens Ausdruck einer sozialen Abhängigkeit der Frau ist, die oft von Mann oder sozialen Umständen dazu genötigt wird und gegen ihren Willen abtreibt, zweitens Abtreibung die sexuelle Ausbeutung der Frau zementiert und obwohl drittens Frauen dadurch zu Mittätern bei der Beseitigung von Menschenleben gemacht werden, was wohl weder Psyche noch Gesellschaft zuträglich sein kann.

Ebenso scheint es selbstverständlich, jede Kritik am Islam als „islamophob“ abzulehnen, während der Islam frauenfeindliche Inhalte hat, die sich mit der Diagnose „zeitbedingtes Phänomen“ nicht ausreichend relativieren lassen.

Auch die Gleichschaltung von Genderideologie, Belangen der LGBTetc-Community und Feminismus führt zu seltsamen Gegensätzen. Wie etwa kann man sich als Frau mit denen solidarisieren, die am Ende Leihmutterschaft bejahen? Oder wie kann ich als Frau denen zustimmen, die die besondere Qualität des Frauseins zur sozialen Konstruktion abqualifizieren?

Tatsächlich ist Voraussetzung für sinnvollen „Feminismus“, dass man Frausein als eine einzigartige Qualität des Menschseins begreift. Darum funktioniert auch „gegenderter“ Feminismus nicht: Wer will, dass Männer und Frauen gleich SEIEN, ist damit bereits frauenfeindlich, denn die besondere Qualität des Frauseins wird nicht beachtet. Die Konsequenz sehen wir in unserer Gesellschaft: Während man nach Gleichberechtigung schreit, sorgt man eigentlich nur dafür, dass Frauen wie Männer „funktionieren“ sollen.

Ursprünglich ging es Feminismus um die Beseitigung sozialer Misstände, die Frauen benachteiligten und politischer Benachteiligung. Heute dagegen ignoriert der Feminismus echte gesellschaftliche Misstände und möchte nicht selten eine Befreiung von allen Einschränkungen (im Schulterschluss mit linken bzw. marxistischen Ideen). Da aber alle Menschen ausnahmslos Einschränkungen unterliegen (wir sind leiblich, geistlich und zeitlich begrenzt, unterliegen den Naturgesetzen etc.), wendet sich eine solche Ideologie gegen die Frau selbst, ja, notwendigerweise am Ende gar gegen das Wesen des Menschen. Denn die Einschränkung liegt ja in unserem Wesen begründet und man kann sie nicht beseitigen, ohne den Menschen in seinem ureigenen Wesen zu zerstören:

So etwa wird die Mutterschaft als Erfindung des Patriarchats angefeindet. Tatsächlich leiden viele Frauen, die die Karriere der Familie übergeordnet haben, ab einem gewissen Alter unter der Kinderlosigkeit. Natürlich gilt dies nicht für alle – aber die Tatsache, dass es gilt, und zwar bei vielen, zeigt ja, dass es hier ein frauliches Bedürfnis gibt, das überdies ja biologisch und evolutiv hinreichend sinnvoll und folgerichtig erscheint.

Zwischenbemerkung: Abgesehen von diesem konkreten Punkt könnte man auch allgemein sagen, dass es relativ unwahrscheinlich ist, dass zwei Wesen, von denen das eine ein X- und ein Y-Chromosom, das andere aber zwei X-Chromosen hat, gleich sind, da unterschiedlicher Aufbau zweier Organismen eben auch unterschiedliche Funktionsweisen bedingt, sonst würden die Organismen einfach identisch aufgebaut sein.

Frauenfördernd wäre es also, Mutterschaft zu erleichtern (nicht nur das „Gebären“ und dann werden die Kinder möglichst schnell weggeschafft…) und die gesellschaftliche Vorstellung, dass berufliche Leistung ausschlaggebend für Erfolg, Erfüllung und Geltung sei, als soziale Konstruktion zu entlarven und außer Kraft zu setzen. Statt dessen wird aber die biologische Tatsache der Mutterschaft als soziales Konstrukt bezeichnet. Frauen sollen also sich selbst verleugnen um mithalten zu können. Salopp könnte man also sagen, dass das Resultat postmodernen Feminismus die Vermännlichung der Frau ist, nicht eine Veränderung der Gesellschaft zugunsten der Frau.

Ich denke, dass Frauen wie Bialik, die es durch religiöse Bindung (Bialik ist „modern orthodox“ Jüdin) oder Intuition geschafft haben, sich diesem Zwang zu widersetzen, sich nicht als Feministinnen bezeichnen sollten, es sei denn, sie stellen sich eindeutig dem modernen Feminismus entgegen und kämpfen um eine Wiederbelebung der ursprünglichen Zielsetzung. Allerdings bezweifle ich, dass diese Frauen überhaupt reflektieren, dass sie mit ihrem persönlichen Lebensentwurf die lärmende Gender-Feministenfront Lügen strafen. Vielleicht haben sie aber doch zumindest eine Ahnung davon, dass sie gegen die gehirngewaschene Meute stehen: Bialik etwa investiert viel Zeit (die Moderatorin bezeichnet sie danach als „good conversationalist“, also als jemand, der seine Ansichten gut vermittelt kann; allerdings wird ihr auch der Raum für wortreiche Erklärungen gegönnt), um ihre Absage an eine erfolgreichere Karriere in der Forschung zu rechtfertigen. Natürlich ist es bei Licht betrachtet ein Opfer, ein Verzicht. Und er findet zu Gunsten eines Kindes statt. Sie allerdings stellt es konsequent als Entscheidung da, die ihrem Wohl dient. So, als wäre es verboten, etwas für andere zu tun! Sie wollte mehr Zeit mit ihrem Kind verbringen, es geht nur um ihr Bedürfnis. Nur so kann sie sich des Applauses der Menge versichern und trotz eines „typischen“ weiblichen Opfers als selbstbestimmt und autark dastehen. Schade. Dennoch weist sie darauf hin, dass nur eines – die Forschung oder mehr Zeit für das Kind – möglich gewesen wären. Sie stellt dies als naturgegeben dar: Der Tag hat eben 24h und die Zeit, die man im Labor verbringt, verbringt man eben nicht mit dem Kind. Die Feministenlobby dagegen stellt gerade solche Natürlichkeiten gerne als sozialen Zwang dar. Aber unter diesen Leuten sind abgeklärte Neurowissenschaftlerinnen wie Bialik eben auch eher selten zu finden.

Ich finde es darüber hinaus übrigens bezeichnend, dass dieselbe Haltung, für die Bialik gefeiert wird, nämlich die Ablehnung der Zurschaustellung weiblicher Reize, von der katholischen Kirche geäußert für Buh-Rufe sorgen und als Unterdrückung gewertet würde. Aber das ist ein anderes Thema.