Bischof Bätzing erklärt uns die Demokratie, ossia: Der Sonnenbischof

„L’Etat c’est moi“, sagte einst Ludwig XIV. Das war keine Übertreibung, sondern Selbstverständnis eines absolutistischen Herrschers. Man sollte nun Absolutismus aus verschiedenen sehr guten Gründen ablehnen, aber eines kann man dem Sonnenkönig nicht vorwerfen: Intransparenz. Er wusste ziemlich genau, wer er war, und was er im Getriebe der französischen Gesellschaft darzustellen hatte.

Heute leben wir in einer Demokratie, und manche Kirchenvertreter und solche, die sich dafür halten, meinen, die Kirche müsse „demokratischer“ werden. Damit der Papst das nicht sofort beendet, nennen sie es „Synodalität“, das ist ein gutes katholisches Prinzip, machen aber ziemlich klar, dass man dies lediglich für ein Synonym für „Demokratie“ hält.

Diese Leute versuchen nun also auf dem Synodalen Weg, eine kleine Gruppe ewiggestriger Dogmatiker zu überstimmen und zu ihrem eigenen Wohl ins 21. Jahrhundert zu führen. Offensichtlich haben die fürchterlichen Inquisitoren und Inquisitionsgehilfen, die die Reform der Kirche blockieren, enorme Probleme damit, das Wesen der Demokratie zu verstehen und anzunehmen. Um ihnen zu helfen, natürlich in demokratischster und freiheitlichster Gesinnung, bringt Bischof Bätzing das große Opfer, Leitstern der Entscheidungsfindung zu werden und die Grenzen von Gut und Böse festzusetzen: Er erklärt uns auf einer Pressekonferenz, welche Feststellungen und Analysen „unerlaubt“ seien. Recht gehört. Nicht „ihm nicht genehm“ oder „seiner Ansicht nach falsch“, sondern „unerlaubt“ sind die Einwände, die Bischof Voderholzer gegenüber dem Umgang mit Missbrauch und Missbrauchsstudien deutlich macht!

„La Démocratie, c’est moi“. So könnte man Bätzings Aussage sinngetreu für die frankophone Welt übersetzen: Alle sollen mitreden, aber so, wie ich das möchte. Es ist ziemlich pikant, dass dieselben Leute, die so tun, als erlege Rom ihnen Denkverbote auf, deren Fesseln man mit übermenschlicher Kraft abschütteln müsse um die Kirche zu retten, nun also sehr deutlich formulieren, dass sie bloß selbst bestimmen wollen, welche Gedanken verboten sind. Die kognitive Dissonanz ist doch mit den Händen greifbar! Ich muss sagen, dass ich mich ziemlich schäme für das, was hier vor den Augen der Kirchen- und Weltöffentlichkeit ungerührt bis zum bitteren Ende durchgezogen wird – Höhepunkt ist die mangelnde Beschlussfähigkeit der Versammlung einen Tag vor dem offiziellen Ende, weil zu viele Teilnehmer zu früh abgereist sind. Was soll man dazu noch sagen? Die größte Bananenrepublik würde mehr Selbstachtung an den Tag legen, und selbst in sozialistischen Regimen hat man größeren Wert darauf gelegt, wenigstens den Schein zu wahren.

Hier sieht man also, dass mangelnde Demokratiefähigkeit bis tief in die Reihen der Synodalen und ihrer Freunde reicht: Entweder, wir wollen synodal sein. Dann kann eine Analyse nicht unerlaubt sein, sie kann bloß „Bischof Bätzing nicht gefallen“. Die Formulierung „unerlaubt“ ist dagegen eine erfrischend deutliche Selbstdemaskierung: „Weil ich hier das Sagen habe, lege ich fest, was gesagt und gedacht werden darf.“ Herrlich. So absolutistisch war übrigens kein Papst jemals.

Nachtrag: Wer ein kleines Schmankerl in Sachen Demokratieverständnis der synodalen Modernisten erleben möchte, lese hier bei der CNA nach, wie ein Antrag zur stärkeren Berücksichtigung der Evangelisierung zwar mit einfacher Mehrheit angenommen wurde, dann aber für abgewiesen erklärt wurde, weil Enthaltungen zu den Nein-Stimmen gerechnet wurden (nein, nicht in Weißrussland, auf dem Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland). Was so dreist ist, dass es dann wieder zurückgenommen wurde. Ich sach’s mal so: Schade, dass das intellektuelle Niveau des Synodalen Wegs so niedrig ist, sonst könnte man sich fühlen wie bei den frühen Konzilen – es ist definitiv was los!